HINTERGRUENDE:

GESCHICHTE:

Die Michael-Barracks sind ein Antang der 20er Jahre für die französische Besatzungsarmee fertiggestelltes spätklassizistisches Gebäudeensemble, dass sich um unter Naturschutz gestellte Platanen gruppiert. Die neun Häuser, die in einem städtischen Lageplan von 1923 als Pferdeviertel bezeichnet wurden, beherbergten die Kavallerie der französischen Armee. 1933 begann die NSDAP mit der Nutzung der Gebäude des Pferdeviertels. Es wurden "wilde Verhaftungen" vorgenommen, d.h. politische Gegner hierher verschleppt und mißhandelt. Bis 1936 dienten die Gebäude der SA als Hauptquartier. Während des zweiten Weltkriegs beherbergte das Gelände eine Flakstellung. Nach dem zweiten Weltkrieg war die komplette Kaserne von 1947-1949 Sitz der bizonalen Wirtschaftsverwaltung, um danach als Mc-Nair Kaserne der amerikanischen Armee zu dienen, welche das einstmalige Pferdeviertel "Michael-Barracks" taufte. Nach Abzug der amerikanischen Armee ging der Besitz des Kasernenareals an den Bund, Verwalterin wurde das Bundesvermögensamt.

1993 kam es zu einem Vertragsabschluss zwischen dem Bundesvermögensamt und der WIF (Wohnungsinitiative Frankfurt) zur Vermietung der Michael-Barracks. 1994 stellte das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst der WIF Fördermittel in Höhe von 250.000 DM zur Einrichtung studentischen Wohnraums zur Verfügung.

Mit diesen Mitteln sowie Eigenkapital setzten die neuen Bewohnerlnnen der Barrax die nach dem Abzug der Armee verwahrlosten Häuser instand. Damit kreierten sie ein Wohn- und Arbeitsprojekt, welches verfallene Bausubstanz durch Bewohnung bewahrte, Wohnraummangel begegnete und sich dabei kulturell duch Gemeinnützigkeit profilierte.

Die Bewohnerlnnen verwalten sich über den gemeinnützigen WAL e.V. (Verein WohnenArbeitenLeben) selbst. Dieser kümmert sich um die Vermietung, Nutzung, Renovierung, Instandhaltung und fördert die selbstorganisierten kulturellen und sozialen Initiativen auf dem Gelände.

AKTUELLES:

BESITZVERHÄLTNISSE / PLANUNG:

1998 verkaufte das Bundesvermögensamt das gesamte Kasernenareal an die (zur Hälfte städtische) Entwicklungsgesellschaft KEG. Diese sich eigens zu diesem 2weck gegründete Zwischenkäuferin ist Planerin eines riesigen Bauvorhabens: Mit 600 Mietwohnungen und 200 Reihenhäusern soll Wohnraum für 2000 Menschen entstehen - das "Höchster Oberfeld" (Vermarktungsname "Lindenviertel").

Käuferin der Michael Barrax ist die Nassauische HeimstättB (NH).

Der Kaufpreis beträgt soweit bekannt 2,7 Millionen DM.

Die NH plant, 4 der 9 Häuser abzureissen. Entstehen sollen u.a. mit städtischen Fördermitteln Sozialwohnungen für 200 Menschen. Da aber die "Abrisshäuser" als auch die "Nordäuser" bewohnt sind, hat die NH ihren Besitz bis heute nicht angetreten. Damit bleibt die KEG Besitzerin des Geländes. Geschäftsführer der KEG und in Personalunion hauptamtlicher Geschäftsführer der BSMF (Beratungsstelle für Stadterneuerung und Modernisierung Frankfurt) ist Rainer Wrenger. Dr. Martin Wentz, Planungsdezernent der Stadt Frankfurt, ist Aufsichtsratvorsitzender der KEG.

JURISTISCHE SITUATION:

Derzeit wird die Auseinandersetzung um die Michael Barrax vor allem auf der juristischen Ebene getührt. Gegen zwei Bewohner der Abrisshäuser konnten bereits Räumungstitel erwirkt werden, da sich die Klägerin (die BRD als bis heute aktiv legitimierte Besitzerin) darauf beruft, diese Häuser gemäß Ausgangsvertrag mit der WIF nur zu gewerblichen Zwecken vermietet zu haben. Unberücksicht bleibt aufgrund fehlender Beweisaufnahmen vor Gericht die Tatsache, daß sich jene Vertragsparteien seinerzeit darüber einig waren, daß in diesen Häusern auch Wohnnutzung stattfinden soll und seitnunmehr über 5 Jahren mit Wissen und Duldung stattgefunden hat - was letztendlich mit den bis zum heutigen Tag angenommenen Mietzahlungen bewiesen ist..

Zu den Verfahren gegen einzelne Mieter auf Herausgabe ihrer Wohnräume kommen diverse Verfahren vor dem Landgericht Frankfurt. Da gibt es z.8. eine einstweilige Verfügung, die es den WAL e.V. - Vorständen untersagt "... eine Besetzung zu organisieren..:'. Eine weitere zwingt uns, tatenlos zuzusehen, wenn auf dem Hof Abbrucharbeiten stattfinden. Bislang konnten wir größeren Schaden trotzdem vermeiden. Das Ergebnis ist u.a. ein noch offenes Zwangsgeldverfahren mit Strafandrohung bis zu 50000 DM, ersatzweise 6 Monate Haft! Aber wer kann schon tatenlos zusehen, wie 6 Jahre Arbeit und mehr als 70 Jahre Geschichte zerstört werden?

Ein weiteres LG-Verfahren dreht sich um die Herausgabe der 4 Abrisshäuser und praktisch des ganzen Hofes!

Das Urteil wird nicht vor Ende diesen Jahres erwartet. Wenn es bis dahin nicht zu einer konstruktiven Lösung gekommen ist, wird den Menschen in den Nordhäusern mit ihren Kindern von der NH das Leben auf einer Baustelle zugemutet werden. Die Bauarbeiter werden den ganzen Platz "entsiegeln", letztendlich wird außer den Platanen - unter der Bedingung, dass wenn diese die geplanten Tiefgeschosse überleben sollten - nur ein großer Sandkasten übrig bleiben.

UNERHOERTES:

BÜRGERBEFRAGUNG:

Im Rahmen des Mediationsverfahrens wurde 1993 eine Bürgerbefragung durchgeführt. Es wurden der mittlerweile verstorbene Stadthistoriker Josef Fenzl (nach ihm wurde jetzt die Straße vor den Michael Barrax benannt), Werner Hofmann und Hans-Georg Döring gehört.

Josef Fenzel trug dort u.a. vor: 'Auf keinen Fall sollte ein möglicher Abriß aus den 20er Jahren stammenden Bauten der Michael-Kaserne zur Disposition der Architekten gestellt werden ..." - ein Ausruf, der leider in dem im gleichen Jahr ausgeschriebenen Städtebaulichen Ideenwettbewerb zur Nutzung der freigewordenen Kasernengebäude kein Gehör fand.

Herr Hoffmann äußerte u.a.: "Die Ausweisung des ehemaligen Armee-Sportplatzes sollte man sich sorgfältig überlegen. Man sollte unbedingt die kleinen Vereine anhören. Sie wollen Platz und Halle nutzen. Ist die Halle erst einmal weg, so ist noch lange keine neue da."

Hans-Georg Döring: " Es macht das Bauen vielleicht billiger, wenn derAbstand zwischen den Häusem der Reichweite von Baukranarmen entspricht, doch sollte auch bei der Anordnung der Wohnhäuser zueinander das Prinzip von Hundertwasser gelten und darüberhinaus an die schönen Nischen, die ein Wohngebiet wohnlich machen, gedacht werden."

Es mag jeder selbst beurteilen, ob die SüBa, welche das Gelände nördlich der Michael Barrax bebaut, die von Herrn Döring geforderte Berücksichtigung Hundertwasserscher Bauprinzipien befolgte. Jedenfalls werden 1800 Menschen ohne Sportplatz und -halle leben müssen (diese wurden als zweites abgerissen, angefangen wurde mit den Linden).

Einzig die Wünsche von Herrn Fenzl könnten noch Berücksichtigung finden, wenn die Nassauische Heimstätte endlich von ihrem Vorhaben absieht, nach welcher im ehemaligen "Pferdeviertel" an die 200 Menschen in Sozialwohnungen gepfercht werden sollen - und das, obwohl in der umliegenden Sozialwohnungssiedlung "Westpark" (bekannter unter dem Namen "Moha-Siedlung") jede Menge Wohnungen leer stehen.

Das die Bauplanung nicht der Weisheit letzter Schluß waf, hat d8i' Hschster Ortsbeirat 1999 indirekt bestätigt, als dort der Name für den neuen Stadtteil nicht "Lindenviertel" sondern, historisch korrekt, "Höchster Oberfeld" wurde.

Pressestimmen - (under construction).